Historische Fliesenhersteller

Historische Fliesenhersteller

Anfänge industrieller Fliesenproduktion

Die Motive der Bodenfliesen entstammen zumeist einer Welle der Begeisterung für Altertümer ab dem frühen 19. Jahrhundert. Zunächst wurden beispielsweise zweifarbige Bodenfliesen enkaustisch für die Instandsetzung gotischer Kirchen produziert. Insbesondere durch Wirken August von Chohausen wurden in der Folge auch Herstellungsweisen für Fliesen entwickelt, welche die vielfarbigen römischen Bodenmosaike nachahmten.  Hierdurch wurden Farben – wie etwa blau – ermöglicht, die in natürlichen Tonerden nicht vorkommen.

In Deutschland fand die Produktionsentwicklung von Wandfliesen deutlich später als die der Bodenfliesen statt. Sie ging nicht aus der gleichen Bewegung der Rückbesinnung hervor wie diese, sondern war eng verknüpft mit technischen Neuerungen und dem enormen Baustoffbedarf der wachsenden Städte im Bereich von Badehäusern, Gastronomien und Krankenhäusern. Nach einer Phase des Kopierens viktorianischer Motive aus England und einer Verbreitung von „Delfter Fliesen“ um 1890, wurden zur Jahrhunderwende tausende Motive von Kunstgewerblern und Architekten im Jugendstil für die Industrie entwickelt.

Deutsche Hersteller historischer Fliesen (ehem.)

Boizenburger Plattenfabrik 1903 gegründet, produzierte dieses Werk zunächst Geschirr aus Steingut. Ab 1907 entstanden die ersten Jugendstil Wandfliesenmotive. In Boizenburg werden auch noch heute Fliesen hergestellt.

Düsseldorfer Tonwarenfabrik Zwischen 1900 und 1925 stellte das Unternehmen in Reisholz – in der Nähe von Düsseldorf Wandplatten her. Der Höhepunkt der Fliesenproduktion war direkt vor dem ersten Weltkrieg erreicht, danach aber nicht mehr rentabel.

Georg Schmider In Zell am Harmersbach entstand 1864 eine Produktion für Kochgeschirr, Schmuckteller und Dekorfliesen. Unter dem Namen Zeller Keramik besteht noch heute ein Manufakturbetrieb.

Grohner Wandplattenfabrik Dieses Werk wurde 1906 in Grohn, welches heute zur Stadt Bremen gehört, gegründet. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde es 1919/20 schließlich von der Norddeutschen Steingutfabrik übernommen.

Ludwig Wessel Porzellan- und Steingutfabrikation Das bereits seit der Mitte des 18. Jahrhundert bestehende Werk befand ich im 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Wessel, die es in mehreren Generationen leitete. Etwa 1888 entstand eine erfolgreiche Abteilung für glasierte Wandplatten, aus der später eine eigene Fabrik hervorging.

Meißener Ofen und Porzellanfabrik Zunächst unter dem Namen des Gründers – Carl Teichert – bekannt. Die Farbik wechselte zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur die Bezeichnung, sondern schwenkte auch von der Ofenkachelproduktion auf Porzellan und schließlich Wandfliesen um.

Norddeutsche Steingutfabrik Die in Grohn an der Weser (heute Teil von Bremen) gelegene Fabrik produzierte ab 1889 Wandfliesen. Durch den Umstieg auf neue Fertigungsverfahren wie der Trockenpressung, war man schnell im Vorteil vor anderen Werken der Region. Die Produktion von Fliesen auf dem geschichtsträchtigen Gelände wurde erst vor einigen Jahren eingestellt.

Osterather Mosaik- und Wandplattenfabrik Aus dem Konkurs einer Firma für Gehwegplatten und Dachsteine (Mathias Grathes), entwickelte sich ab 1903 eine erfolgreiche Fertigung für Wandplatten und Mosaike (womit zu dieser Zeit Bodenplatten im Mettlacher Stil gemeint waren).

Sächsische Ofen- und Chamottewaaren Fabrik Das von Ernst Teichert – Bruder von Carl Teichert – in Meißen gegründete Unternehmen, produzierte zunächst handbemaltes Porzellan und nach dem Tod des Gründers Ofenkacheln. Die 1886 begonnene Fliesenproduktion wurde im Laufe der Jahre bedeutsamer und gipfelte 1904/1905 im Bau eigener Fertigungsanlagen und Zukäufen von Werksgelände.

Steingutfabrik Witteburg Ab 1905 produzierte das Werk in Farge (heute Stadtteil von Bremen) glasierte Wandplatten. Stillgelegt mit dem Beginn des 1. Weltkrieges, ging Witteburg im Anschluss an die Norddeutsche Steingut über.

Tonwerke Offstein & Worms In Worms wurde 1900 eine Produktionsstätte für Feinkeramik und glasierte Wandplatten eröffnet und bereits 1903 erweitert. Mit einer zusätzlich seit 1890 bestehenden Bodenplattenproduktion in unmittelbarer Nachbarschaft (Offstein) bestand das Unternehmen bis zur Weltwirtschaftskrise 1932.

Vereinigte Servais-Werke Ehrang-Witterschlick 1877 entstand in Ehrang (heute Trier) ein Werk für Terakotta und feuerfeste Tonröhren. Auf der Suche nach neuen Absatzmärkten begann 1890 die Produktion von Mosaikplatten, 1898 schließlich von glasierten Wandplatten.

Villeroy & Boch – Mettlach / Dresden Nach dem Stammwerk in Mettlach wurde 1852 in Dresden eine weitere Farbik gebaut, um die Produktion neuartiger Mosaikplatten deutlich zu steigern. Bereits 1869 begann zusätzlich die Produktion glasierter, zum Teil künstlerisch gestalteter Wandplatten.

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